Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Das Robertinum

Kontakt

Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas
Seminar für Klassische Archäologie

Telefon: +49 (0)345 - 55 24028
Telefax: +49 (0)345 - 55 27069

Universitätsplatz 12
06108 Halle (Saale)

Postanschrift:
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Philosophische Fakultät I
Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas
Seminar für Klassische Archäologie
06099 Halle (Saale)

Weiteres

Login für Redakteure

Aktuelle Grabungsvorhaben und Forschungen in Didyma

Die aktuellen Forschungen in Didyma konzentrieren sich auf die Rekonstruktion der sakralen Topographie des antiken Didyma. Sie werden in enger Kooperation mit dem Site Management Projekt durchgeführt, gilt es doch, zumindest partiell die neu erschlossenen antiken Bauten bzw. Funktionsbereiche in den neuen Erschließungsplan auch inhaltlich zu integrieren.

‛Taxiarchishügel’

Eine neue Phase in der Erforschung von Didyma setzte bereits im Jahr 2000 mit den Ausgrabungen auf dem etwa 200 m nordwestlich des Apollontempels liegenden sog. Taxiarchishügel ein (Abb. ##). Gefördert 2003 von der Thyssen-Stiftung und seit 2009 von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste wurde hier in vier Grabungskampagnen (2000, 2001, 2003 und 2009) ein ungestörter Fundkomplex aus einem archaischen Heiligtum freigelegt, der sowohl für die Frühgeschichte Didymas als auch seine Kulttopographie wichtige neue Ergebnisse lieferte. Auf begrenzter Fläche wurde hier in hoher Konzentration sehr qualitätvolles Votivmaterial archaischer Zeit zutage gefördert. So umfasst das Fundmaterial nicht nur Gefäßreste lokaler Feinkeramik, z. B. Fikellurakeramik, sondern ebenso korinthischer, attisch-schwarzfiguriger, chiotischer und lakonischer Keramik. Massiv vertreten sind auch Fragmente von Gegenständen aus Bronze. Darüber hinaus gibt es Terrakotten und Kleinfunde aus Bergkristall, Elfenbein, Holz und Glas. Objekte aus Ägypten, Zypern, Etrurien und anderer Provenienz bezeugen weitreichende Kulturkontakte. Obwohl sich auf einigen Gefäßfragmenten (leider nicht sehr aussagekräftige) Reste von Weihinschriften erhalten haben, ist noch unklar, aus welchem sakralen Kontext die Votive kommen, welcher Gottheit sie einst dargebracht wurden. Das Spektrum der Funde spricht allerdings eher für eine weibliche Gottheit. Da ein Großteil des Fundmaterials aus einer mächtigen Brandschicht geborgen wurde, die Ende des 6./Anfang des 5. Jhs. v. Chr. entstanden sein muss, wird man diese mit der Perserzerstörung verbinden können, die bislang in Didyma als Befund kaum bezeugt ist, überhaupt handelt es sich um den umfangreichsten ungestörten Votivbefund archaischer Zeit in Didyma. Die sehr kompakte Konzentration dieser Zerstörungsschicht, die auch zahlreiche Dachziegel und Architekturfragmente enthielt, spricht dafür, dass der Fundkomplex aus einem in der Nähe liegenden, noch unbekannten Kultbezirk kommt. Abgesehen von seiner noch unbekannten Lokalisation ist der Fundplatz bereits an sich für die Ausdehnung des archaischen Gesamtheiligtums aufschlussreich.
Nach Inventarisierung, Dokumentation und Bestimmung der einzelnen Fundobjekte werden diese zur Zeit von verschiedenen Bearbeitern für die Publikation ausgewertet.

Theater

Im Anschluss an die Entdeckung des archaischen Votivkomplexes aus einem noch unbekannten Kultbezirk konzentrieren sich seit 2010 die Ausgrabungen und Forschungen in Didyma auf die Rekonstruktion der noch weitgehend unbekannten Kulttopographie des Gesamtheiligtums. Diese Untersuchungen werden von dem Projekt »Kulte im Kult« der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste durchgeführt und finanziert. Aufgrund der Beobachtung eines unnatürlichen antiken Geländeverlaufes wurden südlich des Apollontempels und des unmittelbar angrenzenden Stadions Grabungen durchgeführt und 2011 hier die Reste eines antiken Theaters entdeckt. Dem jetzigen Erkenntnisstand zufolge wurde es in der frühen Kaiserzeit errichtet und im 2. Jh. n. Chr. erweitert.

Fundamente von zwei antiken Bauten

In den Jahren 2013 bis 2015 wurde schließlich in zwei Bereichen Didymas jeweils das Fundament eines qualitätvollen antiken Gebäudes gefunden. In einem Fall traten unmittelbar nördlich der heutigen Moschee die Fundamente eines ostwestlich orientierten Kultgebäudes zutage. In unmittelbarer Nähe gefundene, großformatige Bauglieder aufgehender Architektur gehörten wohl zu diesem Tempel und werden mit zahlreichen weiteren zugehörigen und in den Depots aufbewahrten Architekturgliedern parallel zu den Untersuchungen des Fundamentes aufgenommen und ausgewertet. Durch die noch laufenden Grabungen und Auswertungen des Fundmaterials gilt es, die Rekonstruktion des Grundrisses und die Datierung der Entstehungszeit des Kultbaues zu klären sowie weiteren Aufschluss über seine Funktion zu erlangen.

Das zweite Fundament, von dem sich bis zu zwei Lagen erhalten haben, wurde östlich des Theaters unter einer byzantinischen Kapelle entdeckt, die unmittelbar auf seiner südöstlichen Ecke errichtet wurde. Es handelt sich um ein fast quadratisches Kalksteinfundament mit einer Ausdehnung von 11 x 12 m. Dass sein Fundament von einer frühchristlichen Kapelle überbaut wurde, könnte darauf hindeuten, dass es sich ebenfalls um einen Sakralbau handelte. Die Klärung von Funktion und Datierung dieses Baues wird mit den zukünftigen Grabungskampagnen verfolgt.

Heilige Straße

Parallel zu den Tätigkeiten des Projektes »Kulte im Kult« führt Hüseyin Cevizoğlu von der Egee Universität Izmir mit Ausgrabungen verbundene Untersuchungen zum unbekannten Verlauf des letzten Abschnittes der Heiligen Straße in Didyma durch. Da die gepflasterte Heilige Straße in dem in den 1980er Jahren freigelegten Gebiet unmittelbar vor der modernen Dorfstraße abbricht, werden seit Sperrung dieser Durchgangsstraße für den Verkehr (2013) Sondagen in dem bisher unzugänglichen Straßenbereich durchgeführt, um die Frage zu klären, wie die antike Heilige Straße an das Areal des Apollontempels angebunden war.

Parallel zu den aktuellen Ausgrabungen und Forschungen in Didyma wird ein neuer topographischer Übersichtsplan von Didyma erstellt.

Zum Seitenanfang