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Kampagne 2011

In der Zeit vom 18. Juli bis zum 27. August 2011 wurden in Didyma Grabungs- und Dokumentationsarbeiten durchgeführt. Die Grabungen konzentrierten sich auf den Bereich südlich des Apollontempels, um die schon 2009 begonnenen Untersuchungen im direkten Umfeld des Tempels zur antiken Morphologie und Topographie fortzusetzen. Archäologische Forschungen waren bis dahin in diesem Bereich noch nie unternommen worden. Dieses Jahr zeigte sich jedoch, dass sich das Heiligtum viel weiter nach Süden ausdehnte als bisher angenommen wurde, ging man doch davon aus, dass das unmittelbar südlich des Apollontempels gelegene Stadion die Südgrenze bildete. Mit den Grabungsergebnissen von 2011 muss diese Auffassung revidiert werden, da ein zum Heiligtum gehörendes Theater zutage trat und sich das Temenos somit wenigstens 100 m weiter nach Süden erstreckte als bisher bekannt.

Für das nach Westen orientierte Theater kann ein Durchmesser von ca. 48 m rekonstruiert werden. Erhalten sind auf einer Länge von insgesamt 34 m die unteren Lagen der nördlichen Stützmauer und der nordwestlichen Parodosmauer, die Treppe eines Nebenzugangs sowie profilierte Sitzstufen des Zuschauerraums. Dem archäologischen Befund zufolge wurde das Theater in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. errichtet. In dieser Phase bot die Anlage etwa 3.000 Zuschauern Platz, bis dann in der ersten Hälfte des 2. Jhs. die Cavea erweitert wurde, um die Zuschauerkapazität auf über 4.000 zu steigern. Mit einiger Wahrscheinlichkeit lassen sich mit dem Bühnenhaus der zweiten Bauphase die seit langem bekannten Bauteile einer Schmuckfassade verbinden, die laut erhaltener Inschrift ein unbekannter Stifter Apollon, Artemis, Leto und Zeus sowie Kaiser Hadrian geweiht hatte. Dieser Bauabschnitt wird wohl in den zwanziger Jahren des 2. Jhs. n. Chr. errichtet worden sein, als Kaiser Hadrian 129 n. Chr. Milet und Didyma besuchte.

Luftbild von Didyma mit schematischer Lage des Theaters südlich des Tempels

Luftbild von Didyma mit schematischer Lage des Theaters südlich des Tempels

Luftbild von Didyma mit schematischer Lage des Theaters südlich des Tempels

Planausschnitt von Didyma mit dem Baubefund des Theaters

Planausschnitt von Didyma mit dem Baubefund des Theaters

Planausschnitt von Didyma mit dem Baubefund des Theaters

Auf die Existenz eines Theaters in Didyma wiesen bereits Inschriften  hin, die für das große Kultfest, die Didymeen, musische und rhetorische  Wettkämpfe bezeugen. Da im Heiligtum selbst jedoch kein entsprechender Veranstaltungsort fassbar war, meinte man bisher, diese Agone wären in einem temporären Bau, d. h. im Stadion oder auf dem Tempelvorplatz abgehalten worden.

Die wahrscheinlich zum Bühnengebäude gehörende Weihinschrift ist im Hinblick auf die im Apollonheiligtum verehrten  Gottheiten wichtig, da sie deutlich macht, dass nicht nur Apollon Adressat der Weihung war, sondern auch seine göttliche Familie mit Artemis, Leto und Zeus. Vorausgesetzt die Zugehörigkeit ist richtig, wäre die Weihung des Theaters ein weiteres wichtiges Zeugnis für die enge Kultgemeinschaft von Apollon und Artemis insbesondere im Rahmen ihres familiären Kontextes.

Mit der Entdeckung des Theaters im Apollonheiligtum von Didyma sind nun erstmals seit der Freilegung des großen Tempels im 19. Jh. unsere Kenntnisse von der Topographie der Kultstätte grundlegend erweitert worden. Nicht zuletzt eröffnen sich damit aber auch ganz neue Perspektiven für die Rekonstruktion der Kulttopographie des Heiligtums. Abgesehen davon zeigt die hohe Verschüttung dieses antiken Großbaues, dass auch bei zukünftigen Grabungen mit der Entdeckung weiterer, bislang unbekannter Bauten gerechnet werden muss, zumal die Inschriften eine Vielzahl davon belegen.

Kampagne 2009

Kampagne 2010

Kampagne 2011

Kampagne 2012

Kampagne 2013

Kampagne 2014

Kampagne 2015

Kampagne 2017

Kampagne 2018

Kampagne 2019

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