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Restaurierung mit Ausblick am Apollontempel in Didyma

Säulen Einrüstung

Säulen Einrüstung

Säulen Einrüstung

Wer sich in diesem Sommer nach Didyma begeben hat, wird vergeblich nach dem vertrauten Erscheinungsbild des berühmten Apollontempels Ausschau gehalten haben, wurden doch seine drei noch aufrecht stehenden Säulen bis Mitte September von spektakulären Gerüsten verhüllt. Diese waren Voraussetzung für die Durchführung dringend notwendiger Konservierungsmaßnahmen, die im Rahmen des Kulturerhalt-Programms des Auswärtigen Amtes und mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur und Tourismus der Republik Türkei vom Deutschen Archäologischen Institut und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg realisiert wurden.

Mit einer Gesamthöhe von fast 20 Metern handelt es sich um die einzigen der 49 ehemals fertiggestellten Säulen des niemals vollendeten Tempels, die zahlreiche Erdbeben und anderweitige Zerstörungen nicht zu Fall bringen konnten. Während ihr unteres Drittel bis zu ihrer Freilegung zwischen 1906 und 1913 im Schuttberg verborgen lag, waren die herausragenden Säulenschäfte mit ihren Kapitellen und die erhaltenen Architrave über den beiden Nordsäulen seit der Antike ungeschützt Wind und Wetter ausgesetzt.

Säulen Begutachtung

Säulen Begutachtung

Säulen Begutachtung

Seit 1992 werden die Baureste des Apollontempels in Didyma zwar kontinuierlich auf Grundlage eines langfristigen Konzeptes von einem etablierten Steinmetzteam konsolidiert, von den drei erhaltenen Säulen aber konnten bisher nur die unteren Bereiche in diese Arbeiten einbezogen werden. Erst jetzt, im Jahre 2021 wurden nun auch die drei aufrechtstehenden Säulen durch über 20 m hohe Gerüsttürme berührungsfrei umbaut und damit erstmals bis zum Architrav für eine genaue Autopsie zugänglich gemacht. Wie dringlich und umfangreich die anhand vorausgehender Drohnenaufnahmen nur ungenau einzuschätzenden Schäden an Säulentrommeln, Kapitellen und Architraven sind, wurde gleich bei den ersten Begehungen deutlich, da insgesamt an mehr als 60 Punkten Schäden festzustellen waren. Nach einer Kategorisierung dieser Schäden wurde ein Maßnahmenkonzept entwickelt, das ein abgestuftes Vorgehen beinhaltet. Einmal mehr zeigte sich hier die Effizienz bei der Analyse der Schäden und der Bestimmung der jeweils angemessenen Vorgehensweise durch das Zusammenwirken verschiedener Fachkompetenzen eines deutsch-türkischen Teams, bestehend aus den Steinmetzen mit ihrer langjährigen Erfahrung, einem Bauingenieur und mehreren Bauforscherinnen.

Säulen Restaurierung

Säulen Restaurierung

Säulen Restaurierung

Säulen Kapitell

Säulen Kapitell

Säulen Kapitell

Auch wenn die Konsolidierung der Säulen im Vordergrund steht, ist mit ihrer Einrüstung nun erstmals auch die Gelegenheit gegeben, diese aus unmittelbarer Nähe zu betrachten und zu untersuchen. Möglich ist jetzt nicht nur eine genauere Dokumentation und Vermessung (3D-Vermessung, SfM), durchgeführt von der Technischen Universität Berlin (Fachgebiet Historische Bauforschung), sondern beispielsweise auch eine Aufnahme der an der unfertigen Säule noch erhaltenen Zahlzeichen durch Epigraphiker (Österreichischen Akademie der Wissenschaften). Darüber hinaus eröffnet sich die einmalige Chance, über verschiedenste Fragen zum Bauvorgang Aufschluss zu gewinnen, wie z. B. bautechnische Details oder den Stand der Ausführung zum Zeitpunkt der Aufgabe des Bauprojektes Apollontempel. In dieser Hinsicht offenbarten die Säulen bereits jetzt unerwartete Befunde. Schließlich war die Überraschung auch groß, als auf der sechsten Säulentrommel eingeritzte Zeichen entdeckt wurden, die verraten, dass sich auf dieser Höhe 1835 ein Besucher namens LEE[?]LOCH verewigen konnte. Dieses aus heutiger Sicht fragwürdige Verhalten liefert nicht nur Hinweise auf die Zugänglichkeit der Ruine bis zu ihrer Freilegung, sondern eine bereits damals durchaus übliche touristische Praxis. Wesentliches Ziel der aktuellen Arbeiten ist die nachhaltige Bestandssicherung eines der herausragendsten Bauwerke der Antike, das es als Kulturerbe für zukünftige Generationen zu bewahren gilt.

Die Leitung und Organisation der Grabungen und Forschungen in Didyma liegt in den Händen von Prof. Dr. Helga Bumke – wesentlich unterstützt von Dr. Aylin Tanrıöver – vom Lehrstuhl für Klassische Archäologie des Institutes für Kunstgeschichte und Archäologien Europas sowie des Institutes für Altertumswissenschaften.

Säulen Hinweistafel

Säulen Hinweistafel

Säulen Hinweistafel

Säulen Begutachtung 2

Säulen Begutachtung 2

Säulen Begutachtung 2

Säulen Begutachtung 3

Säulen Begutachtung 3

Säulen Begutachtung 3

Säulen Begutachtung 4

Säulen Begutachtung 4

Säulen Begutachtung 4

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